„ich bin fertig Meister…“

„ich bin fertig Meister…“

Blogartikel über meinen Weg zum Goldschmieden, den immer wiederkehrenden Prozess des Übens und Ausprobierens und die späte Liebe zu einem der schönsten und edelsten Handwerke.

In meinem ersten Blogartikel hatte ich schon oberflächlich darüber berichtet, wie ich zum Gewerk des Goldschmiedens gekommen bin.

Ich schreibe darüber um einen Einblick zu geben, wie ich auf diesen zwar nicht ungewöhnlichen, aber durchaus sehr lern- und vor allem übungsintensiven Weg gelangte.

„Ich bin fertig Meister, darf ich trennen“ ist für mich einer der Leitsprüche geworden. Er beschreibt die Kern- oder Grundsatzaussage, die da lautet: üben, üben und nochmals üben. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie.

Doch bis zu dieser Einsicht, das dies und nur dies der Schlüssel zum Erfolg ist, hat es ein wenig gedauert. Auf das verzichten muss nur derjenige, der mit übermäßig viel Talent gesegnet ist, was meistens nicht der Fall ist.

Begabt & ungeduldig

So würde ich mich bezeichnen, als ich damals bei Kirsten K. begann. Kaum war der erste einfache Ring fertig wollte ich sofort den von mir heiß geliebten und begehrten Ring mit dem blauen Glasmuggelstein nachbauen.

Die Fassung für den blauen Stein war zwar für goldschmiedische Verhältnisse noch recht simpel und sehr einfach auf die Ringschiene gelötet. Doch die gesamte Fertigung dieses Stückes beinhaltete aber schon etwas mehr Kenntnis und Übung.

Langsam wurden immer mit viel Unterstützung von Kirsten und später den Kollegen Sven bei der Coop Gold das ein oder andere Schmuckstück fertig. So wagte ich mich an immer schwierigere Arbeiten.

Ich belegte einige Emallierkurse, einen Ziselierkurs und einen Fasserkurs, in dem ich das Einreiben von Edelsteinen erlernen wollte.

Und dennoch fühlte ich mich nicht wohl, so wie ich jetzt arbeitete. Etwas Entschiedenes fehlte mir. Irgendwann kam ich dahinter was mir wirklich fehlte war (wie sollte es anders sein) mal wieder die Basis,
das wirkliche Können und die Fähigkeit ohne Hilfe allein zu produzieren.

Selbständiges Arbeiten

Eine Ausbildung kam für mich auf Grund meines Alters, und der fehlenden Möglichkeiten in Berlin nicht wirklich in Frage. Blieb nur die Option, so viel wie möglich in den Kursen bei der Coop zu lernen und am eigenen Arbeitsplatz immer wieder bis zur Perfektion zu üben.

Das mir genau dieses Handwerk wirklich lag, wusste ich ja nun schon. Mir ist das bis heute ein bisschen unverständlich, da ich wirklich nicht zu den geduldigsten Menschen zähle und die Goldschmiedearbeit meistens eine ziemliche Fummelei ist.

Und nicht jedes Handwerk liegt mir, was ich auch aus der Erfahrung weiß. Ungefähr 1,5 Jahre habe ich versucht aus Lederresten schöne individuelle Patchworktaschen zu nähen. Obwohl auch dies ein Handwerk,  ist mir diese Arbeit bei weitem nicht so gut von der Hand gegangen. Zudem war hier mein Lern- und Übungswille deutlich weniger ausgeprägt.

Baue auf und reiße nieder, so hast Du Arbeit immer wieder…

So kann man das natürlich auch sagen. Fakt ist und bleibt allerdings, und damit erfinde ich nicht das Rad neu, das nur regelmäßiges beständiges Üben und Probieren zum Erfolg führt. Ich habe das am Beispiel des Biegens und anderer grundlegender Fertigungsschritte erfahren.

Für einige Produkte, die ich bisher fertigte, brauchte ich viel mehr als einen Anlauf. Der resultierende Erfolg ist jedoch nicht wirklich ein Garant dafür, das bei einem ähnlichen neuerlichen Projekt alles wie von selbst und geschmiert läuft. Es ist geht lediglich leichter, einfacher weil ein gewisses Grundmaß an Übung da ist.

Von der Kunst des Sehens

Aber nicht nur das wiederholte Üben ist ein wichtiger Schritt. Zeitgleich zum Verständnis, das man Fähigkeiten nur durch Üben erlangen kann, schärft sich auch der Sinn für das SEHEN. Ich meine damit eine spezielle Art von Sehen.

Einschätzen von Maßen, Proportionen, Verhältnismäßigkeiten. Ob Kanten grade oder schief sind, Fassungen für Steine mittig auf Ringschienen aufgebracht sind, Fassungszargen einheitlich rund sind etc. Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Dieses Sehen bildet sich meiner Meinung nach erst mit der Zeit heraus. Damit hatte ich am Anfang meine größten Probleme und es hat lange gedauert, bis ich wirklich begriffen habe, wie wichtig dieser Aspekt für die professionelle Arbeit ist.

Für meine Arbeit brauche ich neben der Brille für meine minimale, inzwischen altersbedingte Kurzsichtigkeit eine Kopflupe. Ohne die sehe ich die Unregelmäßigkeiten, Macken einfach nicht. Ein über Jahrzehnte geschultes Auge, wie das der Meisterin Christiane Theise kann das. Ich habe dafür aber wahrscheinlich zu spät mit der Goldschmiedeei begonnen.

GOA = gleich ordentlich arbeiten

Neben Sehen und Üben gibt es noch einen Punkt der für ein gelungenes professionelles Werkstück sehr wichtig ist. Das gleich ordentlich arbeiten. Was mir zu Beginn immer wahnsinnig pedantisch, fast gängelnd vorkam, ist aber eine wichtige Basis für den Erfolg.

Die Versuchung hier und da mal ein bisschen zu pfuschen und zu schluren ist immer wieder da und oft übermäßig groß. Am Ende rächt sie sich dann aber doch immer und immer wieder. Hier nicht gescheit gefeilt oder geschmirgelt, da nicht ordentlich gelötet ist nicht mehr auszubügeln und macht aus einem ansonsten guten Werkstück ein Produkt der B-Ware.

„Ist mir egal, ich lass das jetzt so“ ist am Ende nichts als Schönrederei des eigenen Herumhudelns. Ich bin beileibe kein Engel und gebe zu das ich auch hin und wieder der Versuchung erliege, mal eben das so zu lassen, weil passt scho… passt aber dann meist doch nicht und endet nicht selten damit, das ich alles nochmal mache.

Nicht selten wird der Pfusch damit gerechtfertigt, daß dieses Stück ja nur für einen selbst und nicht für den Verkauf bestimmt ist. In Ausnahmefällen kann man das eventuell mal durchgehen lassen, muss aber immer bedenken, das man das Teil sicherlich auch in der Öffentlichkeit tragen wird und es grade dort auch durchaus mal ein geübtes Fachauge einen Blick drauf werfen könnte.

Der Blick durch die Lupe

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Grund für GOA ist die Tatsache, das ich meine Sachen fast ausschließlich online verkaufe. Demzufolge werden meine Produkte im Netz in Form von Bildgut angeboten.

Und dieses wird, professionell mit einer digitalen Kamera und einem guten Makroobjekt gemacht.Welches leider unerbittlich ist. Will sagen: Es sieht einfach mal alles. Da die Abbildung dessen, was damit aufgenommen wird, dem gleicht was man durch eine Lupe sähe wird jeder noch so kleine mit dem bloßen Auge nicht mehr sichtbare Kratzer oder die nicht korrekt verarbeitete Kante einer Fassung sehr deutlich.

Schlägt man sich bei der Fotografie von Schmuck ohnehin schon mit einer Reihe von Schwierigkeiten herum, ist es ratsam ein so perfekt wie möglich erstelltes Schmuckstück als Ausgangsbasis zu haben.

Steter Tropfen

Das Erlernen des Goldschmierens ist beileibe keine Hexerei. Das belegen die unzähligen Kursangebote zu dem Thema in fast jeder größeren Stadt. Einen einfachen Ring kann ein Laie in ca. 2–3 Arbeitsstunden unter Anleitung selbständig herstellen.

Will man jedoch tiefer in die Materie eindringen oder gar Schmuck ohne Anleitung nach seinen eigenen Entwürfen herstellen, ist es unumgänglich die Basics zu erlernen und vor allem tagtäglich in dem Gewerk zu arbeiten.

Auf Grund diverser Aufgaben die ich momentan noch alle allein bewerkstelligen muss (Texten, Websitenpflege, Recherchen und und und) ist es mir nicht möglich mehr als 2 Stunden pro Tag dafür aufzubringen.
Aber die halte ich konsequent ein. Parallel dazu versuche ich regelmäßig an Goldschmiedekursen bei der Coop Gold teilzunehmen.

Neben dem Engagement für das Erlernen und Üben gehört die Einrichtung eines Arbeitsplatzes und die Anschaffung der fürs erste notwendigen Werkzeuge zwingend dazu um wirklich erfolgreich professionell Schmuck herzustellen. Aber das ist ein anderes weiteres sehr interessantes Thema zu dem es in Kürze hier einen Logbucheintrag geben wird.

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